Letzte Aktualisierung: um 12:45 Uhr

Bombardier C-Series

Lufthansa will Duopol von Airbus und Boeing aufbrechen

Lufthansa war Erstbestellerin der C-Series von Bombardier. Vorstandsvorsitzender Carsten Spohr verriet nun, weshalb: Er wollte mehr Wettbewerb.

Es gehe darum, die Werte wirtschaftlicher Erfolg, Umweltverträglichkeit und Passagierkomfort unter einen Hut zu bringen. Darum kaufe man 30 Bombardier C-Series, erklärte Lufthansas damaliger Flottenchef Nico Buchholz vor sieben Jahren. Als erste Airline der Welt hatte die deutsche Fluggesellschaft damals eine Absichtserklärung zum Kauf des neuen Flugzeuges des kanadischen Herstellers abgegeben.

Noch war die C-Series ein Papiertiger. Unter der Medienmitteilung stand die Warnung: «Die C-Series befindet sich im Designprozess. Alle Angaben sind Schätzungen, die sich noch ändern können.» In der Tat folgten in den kommenden Jahren auch noch einige Aufs und Abs. Vergangenes Jahr stand Bombardier sogar fast vor der Pleite. Doch die Provinz Québec sprang mit Kapital ein. Das Programm war gerettet und nun steht Swiss als Erstbetreiberin kurz vor der Übernahme der ersten C-Series.

«Mehr Innovation»

Auf dem ersten Flug des Modells mit Passagieren machte Lufthansa-Chef Carsten Spohr am vergangenen Freitag (4. Juni) klar, weshalb sein Unternehmen damals auf das Neue und nicht das Bewährte gesetzt hat. «Wir waren der Meinung, dass es mehr Wettbewerb in diesem Markt geben sollte, mehr Innovation», sagte er an Bord. Und Lufthansa habe auch das Gefühl gehabt, dass Bombardier der richtige Hersteller sei, um das Duopol aufzubrechen. Darum sei man auch die ganze Zeit dabei geblieben.

Bislang kontrollierten Airbus und Boeing den Markt für Passagierflugzeuge mit Düsenantrieb. Mit Bombardier bekommen sie nun einen harten Konkurrenten für ihre kleinsten Flieger. Bei den Europäern sind die alten Modelle A318 und A319 schon länger Ladenhüter. Und ihr Airbus A319 Neo ist ebenfalls kein Verkaufsschlager. Ihm steht die modernere und effizientere C-Series CS300 als Konkurrentin gegenüber. Bei Boeing verkauft sich die 737-700 NG nur mit massiven Rabatten und die neue 737 Max 7 schlecht. Beide Modelle sind leicht kleiner als die CS300. Die Ankündigung einer leicht größeren neuen Variante mit dem Arbeitstitel Boeing 737 Max 7X kommt wohl zu spät, um das Blatt noch zu wenden.

Und da ist auch noch Embraer

Im Markt für Flieger mit 100 bis 150 Plätzen hat sich Bombardier mit der C-Series daher endgültig festgesetzt. Embraer wird wohl zum vierten Spieler. Die neuen E2-Jets der Brasilianer sind ebenfalls größer als die bisherigen E-Jets und konkurrenzieren mit Boeing 737 Max 7 und Airbus A319 Neo.

Die neuen Embraer-Fieger werden allerdings noch nicht produziert, wenn sie auch auf gutem Wege sind. Das hemmt die Verkäufe vorerst. Tendenziell sind die neuen E2-Jets zudem leicht kleiner als die Produkte von Bombardier. Der E2-195 bietet maximal 144 Plätze, die CS300 150 bis zu 160. Der Markt geht derzeit hin zu größeren Fliegern.

Superjet und Comac noch keine Konkurrenz

Noch keine wirkliche Konkurrenz sind der Sukhoi Superjet 100 und die chinesische Comac C919. Bis die Flugzeuge auch im Westen breite Akzeptanz finden, wird es noch lange dauern – wenn sie es je schaffen. In Asien, Lateinamerika und Afrika könnten sie dagegen Airbus, Boeing, Bombardier und Embraer durchaus noch den einen oder anderen Auftrag wegschnappen.