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Air Europa springt in die Lücke

Die spanische Fluglinie nutzt das Grounding von Aerosur und fliegt neu nach Bolivien. Doch die kriselnde Airline gibt noch nicht auf.

Des einen Leid, des anderen Freud. Air Europa verbindet ab dem 29. November Madrid mit Santa Cruz de la Sierra. Zwei mal wöchentlich fliegt die spanische Airline dann mit einem Airbus A330-200 von der spanischen Hauptstadt in die dynamische bolivianische Wirtschaftsmetropole. «Wir sind sehr zuversichtlich für diese neue Destination, da es keinen anderen Anbieter gibt», sagte Unternehmenschefin María José Hidalgo dem Tourismusfachportal Expreso. Man beginne mit einem Angebot von 598 Sitzen in jede Richtung pro Woche. «Wenn die Nachfrage stimmt, könnten wir das Angebot auch verdoppeln», so Hidalgo weiter. Die Strecke wurde bis im März von der bolivianischen Aerosur bedient, die seither den Betrieb zumindest vorübergehend einstellte.

Air Europa ist indes nicht die einzige Fluglinie, die vom Schicksal Aerosurs profitieren will. Die staatliche Boliviana de Aviacion kündigte ebenfalls an, ab Sommer von Bolivien nach Madrid fliegen zu wollen. Man verhandle bereits mit den spanischen Behörden, erklärte Firmenchef Ronaldo Casso Ende Mai. Sie fliegt bislang nur Ziele innerhalb Südamerikas an und ist die große Profiteurin des Groundings der privaten Konkurrentin. Mehr als ein Viertel Passagierzuwachs erwartet sie in den nachfragestarken Monaten Juli und August.

Neue Forderungen an Aerosur

Die private Aersour stellte am 18. April ein. Die staatlichen Stellen räumten der Fluggesellschaft daraufhin drei Monate Zeit ein, um ihre Finanzen in Ordnung zu bringen. Die Steuerbehörden werfen Aerosur vor, ihr alleine für die Jahre 2004 bis 2007 Steuern über 1,3 Milliarden Boliviano (rund 147 Millionen Euro/177 Millionen Franken) zu schulden. Und sie verlangt die Nachzahlung der Forderung für das Jahr 2004 von rund 109 Millionen Boliviano. Inzwischen präsentierte Aerosur eine Lösung. Der amerikanische Minenbesitzer William Petty soll bereit sein, die Airline zu übernehmen, wie bolivianische Medien berichten und 15 Millionen Dollar zu investieren. Der beklagte sich indes wenig später, er habe zuwenig Einsicht in die Bücher um einen Geschäftsplan zu erstellen. Aersour will dennoch heute Montag (18. Juni) einen Rettungsplan vorstellen. Die Behörden zeigten sich bereits hart und verlangten statt der 15 Millionen 20 Millionen Dollar als Investition, wie die Zeitung Opinion berichtet. Kritiker monierten von Anfang an, dass es dem Staat einzig darum gehe, die private Fluglinie aus dem Geschäft zu drängen.