Letzte Aktualisierung: um 23:10 Uhr

Keine Eile beim Stretch-Dreamliner

Vor kurzem stellte Boeing die lange Version der B787 für bald in Aussicht. Plötzlich lässt sich der Flugzeugbauer damit Zeit.

«Wir haben keine Eile dabei, eine Antwort zu finden», sagt Dreamliner-Chefingenieur Mike Sinnett. Boeing geht das Projekt Stretch-Dreamliner nun entspannt an. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg erteilte er allen, die schon bald eine längere Version der B787 erwarten, eine Abfuhr. Noch vor einigen Monaten klang es anders. Man rechnete damit, dass die B787-10 schon 2016 auf den Markt kommen wird. Boeings Zivilluftfahrt-Chef Jim Albaugh hatte in einem Interview im vergangenen Jahr entsprechende Andeutungen gemacht. Doch nun hat man sich offenbar einen weiteren Zeithorizont gesetzt.

Der Markteintritt gegen Ende des Jahrzehnts wäre wohl am wahrscheinlichsten, so Sinnett. Falls man den Flieger überhaupt baue, wohlgemerkt. Auch da will sich der Flugzeughersteller nicht festlegen. «Wir sind noch nicht einmal so weit, dass wir dem Aufsichtsrat davon berichten», sagt Sinnett. Eine Entscheidung werde man gegen Ende dieses Jahres treffen. Aller Wahrscheinlichkeit nach werde man die Dreamliner-Langversion aber bauen, kündigte auch Albaugh bereits vor zwei Monaten an. Fluggesellschaften vor allem aus Europa und Asien hätten schon großes Interesse an der 787-10 gezeigt, sagte er der Wirtschaftszeitung The Wall Street Journal.

Kleinere Reichweite, mehr Passagiere

Die B787-10 soll mit 290 bis 310 Passagieren eine höhere Kapazität aufweisen als die bereits ausgelieferte B787-8, die zwischen 210 und 250 Reisende fasst. Sie wird mit 69 Metern rund 14 Meter länger sein als das Erstmodell. Die Reichweite soll rund 15’700 Kilometer betragen. Das mache sie zu einem sehr wirtschaftlichen Flugzeug, so Albaugh. Die um sechs Meter verlängerte 787-9 (250 bis 290 Passagiere) soll im Jahr 2014 auf den Markt kommen. Die Produktion der aktuellen Dreamliner-Version 787-8 will Boeing außerdem hochfahren. Von momentan 3,5 Fliegern im Monat soll sie sich bis Ende 2013 auf 10 Flieger pro Monat steigern. Und das ist auch nötig: Boeing hat einen Auftragsüberhang von 850 Fliegern beim 787-Programm. Diese Bestellungen gilt es nun zu Geld zu machen.