Letzte Aktualisierung: um 19:59 Uhr

Airbus: Gefahr von Vereisung

Behörden warnen vor Bauteilen, welche wichtige Sensoren an Airbus A320, A330 und A340 lahm legen können. Dabei sollen sie das Gegenteil bewirken.

Insgesamt 700 Flugzeuge sind vom Problem betroffen. Wie unter anderen das Wall Street Journal berichtet, gaben verschiedene Luftfahrtaufsichtsbehörden in letzter Zeit eine Warnung heraus, der zufolge spezielle Bauteile, die zentrale Instrumente von Airbus-Maschinen eigentlich vor Vereisung hätten schützen sollen, genau das Gegenteil bewirken. Auch die europäische Easa veröffentlichte am 4. und 17. Dezember entsprechende Sicherheitsanweisungen. Die Folge der fehlerhaften Bauteile könnte sein, dass die sogenannten Angle-of-Attack- oder Anstellwinkel-Sensoren funktionsuntüchtig werden. Anders als früher verwendete Airbus in den letzten Monaten zu deren Bau kegelförmige statt flache Bauteile.

Die Anstellwinkel-Sensoren zeigen den Piloten vereinfacht gesagt an, wie das Flugzeug im Verhältnis zur anströmenden Luft liegt. Wenn diese vereisen, geben sie keine oder falsche Daten an. Wenn mehrere dieser Sensoren zur gleichen Zeit versagen, so warnen die Behörden, könne das dazu führen, dass die Steuerung des Flugzeuges automatisch die Nase nach unten drückt, ohne dass die Piloten einen derartigen Befehl erteilten. Betroffen sind gemäß den Behörden Flugzeuge der Airbus-Familien A320, A330 und A340, die in den letzten Monaten ausgerüstet wurden.

Auf beiden Seiten des Atlantiks

Pikant ist am Problem vor allem, dass Airbus die kegelförmigen Bauteile Fluggesellschaften als freiwillige Ergänzung der Ausstattung ihrer Flieger anbot. Es sei eine Verbesserung der Sicherheit, so der Produzent gegenüber seinen Kunden. Jetzt stoppte er die Auslieferung.

Unfälle gab es wegen der Problemteile zwar noch nicht. Doch die Behörden wurden durch einen Zwischenfall mit einem A330 alarmiert, bei dem alle drei Anstellwinkel-Sensoren durch Eis außer Gefecht gesetzt wurden. Der Autopilot des Fliegers schaltete sich in der Folge automatisch aus, andere Systeme übernahmen. Sie drückten die Nase des Fliegers fälschlicherweise nach unten. Welcher Airline der Flieger gehörte, ist nicht bekannt. Die Piloten waren aber in der Lage, den Fehler der automatischen Steuerung zu bemerken und gegenzusteuern.

Große Aufmerksamkeit

Unmittelbare Gefahr besteht laut der europäischen Sicherheitsbehörde Easa nicht. Nur Piloten, die nicht mit neuen Maßnahmen vertraut seien, die ihnen für diesen Fall beigebracht wurden, könnten mit dem Problem eventuell nicht umgehen. Dann könnten sie daran scheitern, die Nase des Fliegers wieder hochzukriegen – egal wie stark sie gegensteuern. Alle Airbus-Langstrecken-Piloten, seien mit der neuen Technik vertraut, heißt es vom Hersteller.

Seit dem Absturz eines Airbus A330 von Airbus auf dem Weg von Rio de Janeiro nach Paris im Juni 2009 erhält das Thema vereister Sensoren viel Aufmerksamkeit. Eis hatte damals dazu geführt, dass die so genannten Pitot-Sonden verstopften. Daher wurde die Geschwindigkeit des Fliegers von Flug AF447 nicht mehr korrekt angegeben. Die Piloten reagierten darauf falsch und waren nicht mehr in der Lage, den Flieger wieder unter Kontrolle zu bekommen. In der Folge wurde viel Kritik laut, die Abhängigkeit der Crews vom Autopiloten sei zu groß.