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Die Bio-Concorde

Spontan zum Lunch nach Tokio? Das könnte mit dem Superjet, an dem der EADS-Konzern gerade arbeitet, bald Realität werden.

Fliegen, schneller als der Schall – das gab es schon einmal: Die Concorde schaffte die Strecke Paris-New York in Dreieinhalb Stunden – statt acht Stunden, die ein normales Flugzeug für die Entfernung braucht. Ihre Ära nahm nach 27 Jahren ein jähes Ende, als bei einem tragischen Unfall alle 109 Passagiere und vier Personen am Boden ums Leben kamen.

Doch schon bald könnte das Reisen mit Schallgeschwindigkeit wieder Realität werden: Der Luftfahrtkonzern EADS arbeitet an einem neuen Superjet, dem Zehst. Das steht für Zero Emission High Supersonic Transport, also Transport mit Schallgeschwindigkeit – und ohne Emissionen. Die Strecke Frankfurt-New York würde der Jet in eineinhalb Stunden schaffen – zwei Stunden schneller noch als die Concorde. Bisher arbeitet EADS mit Japan an dem Projekt. Nach Tokio bräuchte das Flugzeug zweieinhalb Stunden – im Gegensatz zu elf Stunden mit gewöhnlichen Flugzeugen.

Aussen Concorde, Innen grün

Das Äussere des Jets ist der Concorde überraschend ähnlich. “Das zeigt, wie schlau die Aerodynamiker in den 60er Jahren schon waren”, so EADS-Techniker Jean Botti. Die Technologie ist allerdings weit moderner und bedient sich zum Teil auch aus dem Weltraumforschungsprogramm Airbus-Mutter. Beim Start bringen herkömmliche Stahlturbinen-Triebwerke das Flugzeug in die Luft – betrieben mit Biotreibstoff. Neben dem Vorteil der Umweltfreundlichkeit könne das Flugzeug so ausserdem auf jedem Flughafen starten, so Botti.

In fünf Kilometern Höhe geht es dann rund: Die Piloten zünden zwei Booster-Raketen, die den Jet bis über die Atmosphäre schiessen, und das mit zweieinhalbfacher Schallgeschwindigkeit. Aber es geht noch schneller. Auf 32 Kilometern Höhe kommen dann Triebwerke zum Einsatz, die zur Zeit nur in Raketen verwendet werden. Der Jet fliegt dann mit Mach 4, der vierfachen Schallgeschwindigkeit. Die Landung beginnt dann im Gleitflug, bis ab etwa zehn Kilometer Höhe die gewöhnlichen Triebwerke wieder greifen.

Erster Testflug schon 2020

Kerosin wird das Flugzeug nicht für den Antrieb brauchen. Ausser den Biotreibstoffen setzen die Ingenieure von EADS auf Flüssigwasser- und -sauerstoff.

«Alle Technologie, die in dem Flugzeug integriert ist, gab es schon», so Techniker Botti. Daher könne man den ersten unbemannten Testflug auch bereits etwa 2020 starten. Bis die neue Concore allerdings kommerziell genutzt wird, dürfte danach noch weitere 30 Jahre vergehen. EADS rechnet mit dem ersten Passagierflug gegen 2050.

Auf der grössten Flugschau der Welt, die ab morgen am Flughafen Le Bourget bei Paris stattfindet, will EADS das Konzept vorstellen. Dort wird auch ein erstes Modell der Maschine ausgestellt.