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Wie Brussels aus der Krise will

Die belgische Airline will einen Teil der Piloten nur noch in Teilzeit beschäftigen. Außerdem plant sie Veränderungen im Streckennetz.

Immerhin gibt es keine Entlassungen. Die Piloten von Brussels Airlines sind dennoch nicht begeistert von den Sparplänen ihrer Arbeitgeberin. Um Arbeitsplätze zu sichern, werde die Fluglinie einen Teil der Piloten bitten, auf Teilzeitarbeit umzusteigen, hieß es von Gewerkschaftsvertretern gegenüber den Medien. Der Plan betreffe vorerst nur die kommenden zwei Jahre. Wie viele der 600 Piloten betroffen sind, erklärte man bei der Bekanntgabe noch nicht. Doch die Angestellen fürchten, dass das nicht genug war. «Das war erst der Anfang», erklärt ein Gewerkschaftsvertreter gegenüber der Zeitung Nieuwsblad. Man habe schon mitbekommen, dass von den Mitarbeitern noch weiteres an Flexibilität verlangt werden dürfte.

Ein weiterer Teil des Plans, der die Fluggesellschaft wieder auf Kurs bringen soll, betrifft die Flugverbindungen. Man werde sich in Zukunft mehr auf die profitable Langstrecke verlassen, hieß es laut einem Bericht der Zeitung 7sur7. Doch auch hierzu wurden noch keine Details bekannt gegeben. Die Gewerkschaften jedoch sind noch nicht zu 100 Prozent einverstanden mit den Plänen. Es werde noch viele Verhandlungen geben müssen, schreiben verschiedene belgische Medien. Der Fokus auf die Langstrecke soll wohl helfen, den Druck zu lindern, der durch die Konkurrenz von Billigfliegern in Europa entsteht.

Mit Wegzug gedroht

Erst im März hatte Brussels Airlines für Furore gesorgt, als sie der Regierung mit einem Wegzug aus dem Land gedroht hatte. Die steuerlichen Vorteile würden diesen Schritt sehr attraktiv machen. Grund sei die steigende Bedrohung vor allem durch Ryanair. Es sei ein Paradoxon: Die Angestellten von Ryanair seien deutlich besser bezahlt als diejenigen von Brussels Airlines – weil man sich höhere Löhne eben nicht leisten könne. Die irische Airline hat ihre Basis in Belgien am Flughafen Charleroi, wo sie auch Beihilfen erhält. Brussels Airlines sitzt direkt im teureren Brüssel.

Bei Brussels Airlines läuft es finanziell schon länger nicht rund. Im vergangenen Jahr verbuchte die Fluggesellschaft mit einer Flotte von 48 Fliegern und rund 3000 Angestellten einen Verlust von 80 Millionen Euro. Auch in diesem Jahr erwartet man rote Zahlen. Die deutsche Lufthansa hält einen Anteil an 45 Prozent an Brussels, hat aber auch eine Option auf die restlichen 55 Prozent. Wie am Montag (8. Oktober) bekannt wurde, hat sie den Belgiern eine Kreditlinie von bis zu 100 Millionen Euro eingeräumt – allerdings unter der Voraussetzung, dass die Restrukturierung Erfolge zeigt und sich auch andere Interessengruppen an der Hilfe beteiligen.