Letzte Aktualisierung: um 20:18 Uhr

Neue Regeln nach Germanwings-Absturz

Airlines reagieren auf Flug 4U9525

Norwegian und Helvetic Airways ziehen Konsequenzen aus der Germanwings-Katastrophe. Sie führen eine neue Regel für die Cockpit-Crews ein. Auch Deutschland will handeln.

Es war für alle ein Schock zu hören, was sich im Cockpit des Germanwings-Airbus A320 abspielte, bevor dieser in den französischen Alpen an einem Bergmassiv zerschellte. Der Kapitän hatte das Cockpit verlassen und wurde – so der bisherige Ermittlungsstand – von seinem ersten Offizier aus dem Cockpit ausgesperrt. Der Kopilot leitete bewusst den Sinkflug ein und steuerte den Flieger ins Verderben. In den schlimmsten Albträumen hätte man sich so etwas nicht vorstellen können, kommentierte Lufthansa-Chef Carsten Spohr.

Fluggesellschaften in ganz Europa und auf der ganzen Welt zeigten ihre Anteilnahme an dem tragischen Unglück. Andere deutsche Airlines sprangen etwa ein, um ausgefallene Germanwings-Flüge zu ersetzen und bekundeten ihren Beistand in diesen schwierigen Zeiten. Nun hat Norwegian Air Shuttle als erste Airline eigene Konsequenzen aus dem Unglück gezogen. Die norwegische Billigairline führt für ihre Cockpit-Crews neue Regeln ein. «So bald wie möglich» werde man neue Vorschriften auf allen Flügen weltweit durchsetzen. Im Cockpit müssten künftig immer zwei Personen anwesend sein.

Zwei Crew-Mitglieder im Cockpit

Auch Helvetic Airways reagiert. Die aktuellen Ereignisse veranlassten das Management, die bestehenden Sicherheitsprozesse für das Betreten und Verlassen des Cockpits zu analysieren und zu hinterfragen, so die Schweizer Regionalairline. «Als kurzfristige Massnahme werden die Sicherheitsvorschriften mittels einer Weisung an die Flightcrew dahingehend verschärft, dass immer zwei Personen im Cockpit anwesend sein müssen. Sollte einer der Piloten das Cockpit verlassen, muss ein Crewmitglied aus der Kabine das Cockpit besetzen», so Helvetic. In einem zweiten Schritt suche man das Gespräch mit den Behörden, um noch bessere Prozesse zu finden. Kurze Zeit meldete auch Easyjet, die neue Regel ab Freitag (27. März) zu befolgen.

Auch in Deutschland tut sich etwas. Die Zwei-Personen-Regel soll sehr bals schon für alle Mitglieder des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) gelten, also neben Lufthansa auch Air Berlin, Condor und Tuifly. Künftig solle sich kein Pilot mehr allein im Cockpit aufhalten dürfen, erklärte Geschäftsführer Matthias von Randow gegenüber der Nachrichtenagentur DPA. Die Regel soll am Freitag mit dem Luftfahrt-Bundesamt in Berlin besprochen und unverzüglich umgesetzt werden.

Germanwings-Absturz als Auslöser

Diese Zwei-Personen-Regel ist nichts komplett Neues. In den USA gibt es sie seit den Anschlägen vom 11. September 2001. Standardmäßig fährt ein Mitglied der Kabinencrew einen Trolley quer in den Gang vor das Cockpit, wenn einer der Piloten auf die Toilette geht. Damit verbarrikadiert man einerseits den Weg zum Cockpit – andererseits gibt es auch eine Kontrolle darüber was im Cockpit vor sich geht. Bei den meisten europäischen Airlines ist das noch kein Standard, wie auch Lufthansa-Chef Spohr bei der Pressekonferenz bestätigte.

Man habe schon länger darüber nachgedacht, eine solche Regel einzuführen, heißt es nun von Norwegian. Am Donnerstag, nachdem bekannt wurde, was wohl zu dem tragischen Absturz der Germanwings-Maschine führte, habe man sich dann definitiv entschieden, so eine Sprecherin zur Nachrichtenagentur AFP.