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Wie Etihad Allianzen umgeht

Schon bald arbeiten Etihad, Air Berlin und Air France KLM enger zusammen. Etihads umschifft mit der Strategie bewusst den Beitritt zu einer Allianz.

Erst in der vergangenen Woche hatte Etihad-Chef James Hogan die deutsche Airline Air Berlin zu einer Partnerschaft mit Air France gedrängt. Für die finanziell angeschlagene Airline sei das eine gute strategische Entscheidung. Anfang des Jahres war die Nationalairline der Vereinigten Arabischen Emirate zum größten Aktionär bei Air Berlin geworden und ihr eine ordentliche Finanzspritze von rund 255 Millionen Dollar verpasst.

Nun passiert, was Etihad sich wünschte. Sowohl die Airline aus Abu Dhabi als auch Air Berlin gaben am Morgen eine strategische Partnerschaft mit der französisch-niederländischen Konkurrenz bekannt. Für Air Berlin kommen mit Bordeaux, Lyon, Montpellier, Marseille, Nantes und Toulouse sechs neue französische Destinationen hinzu, Air France verspricht sich eine Stärkung in Osteuropa und Österreich. Etihad kündigte den Code-Share mit den Franzosen als «erste Phase einer größeren strategischen Partnerschaft» an. Die beiden Airlines erweitern dadurch ihr Netz in Europa, dem Mittleren Osten, Asien und Australien. Die Partnerschaften beginnen am 28. Oktober.

Breiter in Europa

Mit dieser Strategie macht Etihad sich in Europa immer breiter. Durch ihre rund-30-Prozent-Beteiligung an Air Berlin habe sie es geschafft, ein ernstzunehmender Konkurrent für die Lufthansa zu werden, sagt Lida Mantzavinou, Luftfahrtanalystin bei Frost & Sullivan. Neben der strategischen Partnerschaft mit Air Berlin versucht Etihad gerade auch, ihren Anteil an der irischen Aer Lingus von 3 Prozent aufzustocken. Die irische Regierung will ihre 25 Prozent verkaufen. «Es ist gerade der richtige Moment, in den finanziell angeschlagenen europäischen Markt einzusteigen», so Mantzavinou. Viele hiesige Airlines hätten wegen des Umfelds Probleme und machen Verluste. Etihad könne dadurch einfacher Fuß fassen.

Und das tut die Fluglinie anders als viele Konkurrenten, ohne einer der großen Allianzen beizutreten. Für Etihad-Chef Hogan ist das eher zweitrangig. Er hätte aber, falls er doch will, wohl die Wahl: So gehört Air Berlin etwa zum Bündnis Oneworld, in dem auch British Airways Mitglied ist, Air France gehört dem Konkurrenzbündnis Skyteam an. Doch eigentlich, so Analystin Mantzavinou, hat Etihad das ebensowenig nötig wie seine beiden großen Golf-Konkurrenten. Sie hätten andere Geschäftsmodelle als westliche Airlines.

Mehr Zugang zu Geld

Dadurch, dass die Regierungen der Emirate an ihnen beteiligt sind, hätten sie Zugang zu weit mehr Geld, ohne dafür zwingend große Profite zu schreiben. Bis zum vergangenen Jahr war das Etihad auch noch nicht gelungen. 2011 machte die Airline einen Gewinn von 14 Millionen Dollar. Verglichen mit den 440 Millionen von Emirates oder den 200 Millionen von Qatar ist das zwar noch nicht besonders viel – «Aber mit ihrer Wachstumsstrategie kann Etihad bald zu den Konkurrenten aufschließen.» Auch Emirates und Qatar gehören noch keiner Allianz an. Bei Emirates zumindest dürfte das auch vorerst so bleiben. Chef Tim Clark fürchtet, dass ein Beitritt die eigene Airline nur schwächen würde. Bei Qatar ist man zumindest für die Idee offen. Geschäftsführer Akbar Al Baker erklärte erst kürzlich, man denke über jedes der Luftfahrtbündnisse nach. Bisher hatte man in der Branche hauptsächlich auf einen Beitritt Qatars zum Oneworld-Bündnis spekuliert.

Um das noch weiter zu verfolgen, fehlen der Airline noch Partnerschaften in zwei wichtigen Wachtsumsregionen. Mit Sao Paulo hat Etihad kürzlich ihr erstes Ziel in Lateinamerika bekannt gegeben. Ab kommenden Juni fliegt sie es an. In der Wachstumsregion dürfte die Airline also schon bald neue Partner suchen, so Mantzavinou. Mögliche Kandidaten seien Latam oder Avianca Taca. Auch in Afrika könnte Etihad die Präsenz noch ausbauen. Hier könnte Kenya Airways ein möglicher Partner sein.