Letzte Aktualisierung: um 12:38 Uhr

Wegen Ausnahmezustand

Ethiopian besänftigt verunsicherte Passagiere

Die Regierung Äthiopiens hat nach Unruhen den Ausnahmezustand ausgerufen. Die Nationalairline Ethiopian Airlines versucht nun zweifelnde Passagiere davon zu überzeugen, dass im Land alles normal sei.

Es war ein kleines Schlaglicht auf einen Konflikt, der von der Weltöffentlichkeit weitgehend unbemerkt seit Jahren schwelt. Als Feyisa Lilesa im August in Rio de Janeiro über die Ziellinie schritt und im Marathon Silber holte, kreuzte er seine Arme über dem Kopf. Die Geste sollte Hände in Handschellen symbolisieren und war ein stiller Protest gegen die Regierung seines Heimatlandes Äthiopien.

Marathonläufer Lilesa ist Oromo. Die Volksgruppe macht ein Drittel der Bevölkerung Äthiopiens aus, fühlt sich aber diskriminiert. In der Tat geht die Regierung auch brutal gegen regimekritische Oromos vor. Zudem hat sie in letzter Zeit begonnen Oromo-Bauern zu enteignen und ihr Land an ausländische Konzerne zu verkaufen. Seither flammen gewalttätige Proteste auf.

1500 Menschen verhaftet

Am 9. Oktober reagierte die Zentralregierung Äthiopiens auf die brenzlige Situation mit der Ausrufung des Ausnahmezustandes. «Wir wollen den Zerstörungen von Infrastruktur, Gesundheitszentren und Verwaltungsgebäuden ein Ende bereiten», begründete Premierminister Hailemariam Desalegn. Die Maßnahme ist vorerst auf sechs Monate beschränkt. In der Folge hat die Regierung zeitweise das Internet blockiert und mehr als 1500 Menschen verhaftet – vor allem in Oromo-Regionen.

Auf die politischen Wirren reagiert nun auch die Nationalairline. Der Ausnahmezustand sei als Vorsichtsmaßnahme ausgerufen worden, schreibt Ethiopian Airlines in einer Medienmitteilung. «Die Sicherheit und das Wohlergehen der Besucher in Äthiopien zu bewahren, steht an oberster Stelle.» Die touristischen Gebiete des Landes seien sicher zu bereisen und es seien keine Ausgangssperren verhängt worden.

Berichte schaden

Ethiopian Airlines hat sich in den letzten Jahren einen Ruf als beste Fluggesellschaft Afrikas erarbeitet. Wiederholt hat sie internationale Preise gewonnen. Die Fluglinie betreibt eine Flotte von 75 Flugzeugen und bedient damit 117 Destinationen in 68 Ländern. Sie ist Mitglied der Star Alliance.

Ethiopian Airlines versucht Passagiere aus Europa via ihr Drehkreuz Addis Abeba mit guten Umsteigeverbindungen zu Zielen in Afrika und im Raum des Indischen Ozeans zu locken. Berichte über Unruhen im Lande gefährden selbstredend dieses Modell.