Letzte Aktualisierung: um 14:10 Uhr

Aufsicht rügte Red Wings

Die russischen Behörden erwägen als Ursache des Crash der Tupolew Tu-204 ein Bremsversagen. Im März machten sie bereits Vorwürfe an die Airline.

Fünf Gesichter, fünf persönliche Tragödien. «Wir sind in tiefer Trauer», steht inzwischen zuoberst auf der Internetseite von Red Wings zu lesen. Darunter werden die Porträts der fünf Angestellten gezeigt, die beim Crash vom Samstag am Moskauer Flughafen Wnukowo ums Leben kamen. Es sind der 58-jährige Pilot Gennadi S., sein 52-jähriger Kopilot Jewgeni A., der 54-jährige Bordingenieur Igor F. und die 25-jährige Flugbegleiterin Jewgenija S. und ihre 31 -jährige Kollegin Tatjana P. Das letzte Opfer verstarb am Sonntag im Krankenhaus. Drei Mitarbeitende der russischen Billigairline liegen noch immer im Spital, sollen sich aber inzwischen ausser Lebensgefahr befinden.

Die vierjährige Tupolew Tu-204 schoss am Samstag bei der Landung in Wnukowo mit hohem Tempo über die Piste hinaus, zerbrach in drei Teile und fing Feuer (siehe Video unten). Inzwischen bargen die Untersuchungsbehörden die Flugdatenschreiber und begannen mit der Auswertung. Noch immer steht ein Pilotenfehler auf der Liste der möglichen Ursachen. Die Crew der verunglückten Maschine war allerdings überaus erfahren. Der Pilot hatte mehr als 15’000 Flugstunden vorzuweisen, der Kopilot und der Bordingenieur mehr als 10’000. Deshalb rücken andere Ursachen mehr und mehr in den Vordergrund.

Warnung vor Bremsversagen

Dazu gehört vor allem auch ein Defekt. «Nach der Landung betätigte der Pilot alle vorhanden Bremssysteme. Aber aus irgendeinem Grund kam das Flugzeug nicht zum Stillstand», erklärte denn auch ein Mitglied des Untersuchungsteams der Nachrichtenagentur Interfax. «Am wahrscheinlichsten war es ein Defekt der Schubumkehr oder der Bremsen.» Gewissheit wird indes erst die ausführliche Untersuchung bringen.

Wie nun bekannt wurde, warnte zudem die russische Aufsichtsbehörde Rosawiatsia just am Vorabend des Crash die Herstellerin Tupolew in einem Brief über Probleme der Tu-204 mit den Bremssystemen, wie der russischsprachige Dienst der BBC aufdeckte. Darin habe man dringen präventive Maßnahmen angeregt. Der Breif war eine Folge eines ähnlichen Vorfalls mit einer Tu-204 in Nowosibirsk am 21. Dezember, wo die Bremsen versagten und die Maschine über die Piste raste – allerdings ohne dass jemand verletzt wurde.

Wartungsvorschriften missachtet

Auch Red Wings steht – verdient oder nicht – nun im Fokus. Den im März rügte Rosawiatsia jedenfalls die Fluglinie deutlich. Bei einer Kontrolle stellte die Behörde zahlreiche Verstösse gegen Vorschriften fest. So wurden bei den Crewmitgliedern Regeln zu den Arbeits- und Ruhezeiten nicht eingehalten und ungenügend ausgebildete Kopiloten eingesetzt.

Zudem nahm es die Airline auch bei den Wartungsvorgaben bei vier Tu-204 nicht so genau. Die periodische Prüfung der Maschine sollte nach rund 600 Flugstunden vorgenommen werden, schreibt Rosawiatsia. Dabei sei eine Toleranz von plus/minus 60 Stunden akzeptabel. Die Prüfer fanden aber Jets, die 773 Stunden geflogen waren, ohne eingehender gecheckt zu werden. «Offensichtlich lernte die Unternehmensleitung ihre Lektion nicht» so die scharfen Worte.

Das Video des Unfalls: