Letzte Aktualisierung: um 15:19 Uhr

Bericht zu Flug 4U9525

Rätsel um den Germanwings-Hinflug

Die Ermittler aus Frankreich haben einen ersten Bericht zum Absturz von Germanwings-Flug 4U9525 veröffentlicht. Dabei zeigt sich: Auch auf dem Hinflug verlief nicht alles normal.

Dass der Kopilot des Germanwings-Fluges 4U9525 sich umbrachte und die 144 Passagiere mit in den Tod riss, steht inzwischen fest. Das zeigt sich auch im ersten Zwischenbericht der französischen Behörde BEA, der am Mittwoch (6. Mai) veröffentlicht wurde. Man wolle bei der Untersuchung in Zukunft versuchen, die gegenwärtige Balance zwischen ärztlicher Schweigepflicht und Flugsicherheit zu verstehen.

Man wolle insbesondere versuchen zu erklären, warum Piloten im Cockpit sein können, welche die Absicht haben, den Verlust des Flugzeuges und der Insassen zu verursachen. Das, obwohl es Gesetze gibt, die rechtsverbindliche medizinische Kriterien für Flugbesatzungen, insbesondere auf den Gebieten Psychiatrie, Psychologie und Verhaltensproblemen, festlegen. Auch die Auswahlverfahren und Anfangs- und wiederkehrende Trainingsverfahren innerhalb einer Fluggesellschaft werde man unter die Lupe nehmen, so die Experten des Bureau d’Enquêtes et d’Analyses pour la sécurité de l’aviation civile.

Mehrfach Höhe verstellt

Der Bericht liefert ein minutiöses Protokoll des Germanwings-Unglücks. Doch das Ungewöhnliche: Auch vom Hinflug gibt es einen Mitschnitt. Dieselbe Crew war am frühen Morgen von Düsseldorf nach Barcelona geflogen. Offenbar war der Kopilot schon da für kurze Zeit alleine im Cockpit. Währenddessen spielte er an den Höheneinstellungen des Autopiloten herum (siehe Grafik oben) und stellte innerhalb weniger Sekunden einmal die minimale sowie einmal die maximale Höhe im Autopiloten ein. Danach betrug die eingestellte Höhe für ein paar Minuten 100 Fuß – bis der Kapitän ins Cockpit zurückkehrte und der Autopilot wieder auf die vorgegebene Höhe von zu diesem Zeitpunkt 25’000 Fuß eingestellt wurde.

Es ist unklar, was genau der Kopilot damit beabsichtigte. Doch die Ermittler sahen diese Höhenveränderungen als wichtig genug an, dass sie ein Protokoll der rund fünf Minuten veröffentlichten, in denen die Höhe immer wieder verstellt wurde (unten aufgeführt). Tatsache ist aber: Der Kopilot hatte sich in der Zeit vor dem Absturz im Internet auf seine Tat vorbereitet und sich eingehend über die Schließmechanismen von Cockpittüren informiert.

Kompromisse verstehen

Auch diese wollen die Ermittler in Zukunft weiter untersuchen. Man wolle die Kompromisse verstehen, die seit dem 11. September zwischen den Sicherheitsanforderungen und den Anforderungen für die Flugsicherheit eingegangen wurden. In diesem Kontext werde die Untersuchung die Logik des Verriegelns von Cockpittüren und die Verfahren für den Zutritt zum und das Verlassen des Cockpits beinhalten.

Das Protokoll der kritischen fünf Minuten des Hinflugs laut BEA:

Um 07:19:59 Uhr wurden Geräusche aufgezeichnet, die dem Geräusch des Öffnens und dann dem Geräusch des Schließen der Cockpittür ähnlich sind und dem Zeitpunkt entsprechen als der Kapitän das Cockpit verlässt. Zu dieser Zeit war das Flugzeug in Reisefluggeschwindigkeit in Flugfläche 370 (37.000 Fuß).

Um 07:20:29 Uhr wurde der Flug an das en-route Kontrollzentrum Bordeaux übergeben. Und die Besatzung wurde aufgefordert auf die Flugfläche 350 (35.000 Fuß) zu sinken. Die Anweisung wurde vom Copiloten zurück gelesen.

Um 07:20:32 Uhr ging das Flugzeug in den Sinkflug auf Flugfläche 350 über, der einige Sekunden zuvor eingestellt worden war.

Um 07:20:50 Uhr reduzierte sich die eingestellte Höhe für drei Sekunden auf 100 Fuß, erhöhte sich dann auf den Maximalwert von 49 000 ft und stabilisierte sich dann wieder bei 35 000 Fuß.

Um 07:21:10 Uhr gab das Bordeaux Kontrollzentrum der Besatzung die Anweisung den Sinkflug auf Flugfläche 210 fortzusetzen.

Um 07:21:16 Uhr betrug die eingestellte Höhe 21.000 Fuß.

Von 07:22:27 Uhr an betrug die eingestellte Höhe für die meiste Zeit 100 Fuß und veränderte sich mehrfach bis sie sich um 07:24:13 Uhr bei 25 000 Fuß stabilisierte.

Um 07:24:15 Uhr wurde der Türsummer für den Zutritt zum Cockpit aufgezeichnet.Um 07:24:29 Uhr wurde das Geräusch wie vom Entriegeln und dem Öffnen der Cockpittür aufgezeichnet; dies entsprach der Rückkehr des Kapitäns.