Letzte Aktualisierung: um 21:34 Uhr

Luftfahrtverband erwartet steigende Ticketpreise

Mit Einsetzen der Corona-Krise sind die durchschnittlichen Ticketpreise leicht angestiegen. Das erklärte der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft BDL bei der Vorstellung seiner Halbjahresbilanz. Im Europaverkehr lagen die Preise rund 9 Prozent über den durchschnittlichen Werten von 2019, auch im innerdeutschen Verkehr zogen die Preise an.

Zwar seien die Werte für den Zeitraum April bis Juni 2020 aufgrund geringer Flugzahlen weniger belastbar als in den Vormonaten, dennoch prognostiziert der BDL: «In der Wiederanlaufphase kann nicht ausgeschlossen werden, dass manche Marktteilnehmer mit günstigen Tickets Nachfrage stimulieren, doch der Trend geht weiter zu steigenden Ticketpreisen.»

Sommer hinter den Erwartungen

Nachdem der weltweite Luftverkehr in den Monaten von März bis April dieses Jahres fast vollständig zum Erliegen gekommen war, läuft er seit Juni nur langsam wieder an. Laut BDL ist für das gesamte erste Halbjahr in Deutschland ein Rückgang des Passagierluftverkehrs um 66 Prozent (weltweit 53 Prozent) zu verzeichnen. Insgesamt ging der Passagierverkehr aus und nach Deutschland damit sogar noch stärker zurück als im weltweiten und europäischen Schnitt.

Auch im bisherigen Sommer bleibt die Entwicklung hinter den Erwartungen zurück. Seit Juni 2020 nehmen die deutschen und ausländischen Fluggesellschaften ihre Flugverbindungen schrittweise wieder auf. Ab europäischen Flughäfen finden im Zeitraum von Juli bis August im Vergleich zum Vorjahr wieder 40 Prozent der Passagierflüge statt.

BDL fordert «verantwortbare Alternativen»

In Deutschland ist diese Entwicklung sogar noch geringer. Hier werden nur 33 Prozent der Passagierflüge wieder angeboten (27 Prozent der Inlandsflüge, 37 Prozent der Europaflüge und 21 Prozent der Interkontinentalflüge). Ende August geht diese Wiederaufnahmerate in Deutschland zudem leicht zurück. Die deutschen Flughäfen haben während der gesamten Krise ihre Betriebsfähigkeit aufrechterhalten, während gleichzeitig bis zu 95 Prozent der Einnahmen, wie beispielsweise aus dem Einzelhandel, fehlten.

«70 Prozent des Marktes sind weiterhin betroffen, weil es derzeit pandemiebedingte Reisebeschränkungen für Drittstaaten gibt – Spanien einbezogen sind es sogar 80 Prozent», so BDL-Präsident Peter Gerber. Er fordert, weiter daran zu arbeiten, «Reisebeschränkungen aufzuheben und gesundheitlich verantwortbare Alternativen für die derzeitigen blockierenden Regeln finden.»

Luftfrachtverkehr in Deutschland über Weltniveau

Dem Bericht des BDL zufolge ist die Entwicklung der Luftfrachtverkehre weltweit nicht so stark rückläufig wie das Passagiergeschäft. Weltweit gingen die beförderten Frachtmengen in der ersten Jahreshälfte nur um 15 Prozent zurück. An den deutschen Flughäfen ist der Luftfrachtverkehr im ersten Halbjahr um 10 Prozent zurückgegangen.

Die Coronakrise und die damit einhergehenden wirtschaftlichen Folgen für die Luftfahrtunternehmen haben die Unternehmen zu einer Reihe von Stabilisierungsmaßnahmen gezwungen. 83.000 Beschäftigte allein bei den deutschen Fluggesellschaften und Flughafengesellschaften sind in Deutschland in Kurzarbeit.

Kurzarbeiterregelung bis mindesten 2022?

Der BDL-Präsident fordert eine Reihe von weiteren staatlichen flankierenden Stabilisierungsmaßnahmen: «Die Kurzarbeiterregelung sollte bis mindestens 2022 verlängert werden», so Gerber. «Zudem muss sichergestellt werden, dass auch die Flughäfen, die während der gesamten Krise ihren Betrieb aufrechterhalten haben, jetzt zügig Zugang zu Finanzierungsbrücken erhalten. Und der Bund muss Vorsorge treffen, um die massiven Einnahmeausfälle der Flugsicherung mit Mitteln aus dem Bundeshaushalt auszugleichen.»

Der Ausblick auf die weitere Zukunft lässt erwarten, dass sich der Luftverkehr erholen wird, aber nur schrittweise über einen längeren Zeitraum. Die Iata prognostiziert für 2020 einen Passagierverlust von minus 63 Prozent in Deutschland (minus 113 Millionen Passagiere) und damit verbundene Ertragsverluste in Höhe von 17 Milliarden Euro.

2023 wieder 90 Prozent des Niveaus von 2019

In einem Szenario, das eine wirkungsvolle Impfung oder Medikation im Verlauf des Jahres 2021 unterstellt, geht der BDL davon aus, dass der Luftverkehr von und nach Deutschland im Jahr 2023 wieder 90 Prozent des Niveaus von 2019 erreicht, ab 2024 das Niveau von 2019 und dann entsprechend früherer durchschnittlicher Wachstumsraten von 3 Prozent pro Jahr zunehmen wird. Diesem Szenario zufolge wird damit künftig dauerhaft ein bestimmter Anteil potenzieller Passagiere statt realer Zusammenkünfte digitale Kommunikations- und Begegnungsinstrumente wählen.