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Wie sicher ist der Dreamliner?

Verbundwerkstoffe wie im Dreamliner sind effizient, leicht und modern. Doch es gibt noch Sicherheitsbedenken.

Der neue Dreamliner fliegt. Nachdem er mit drei Jahren Verspätung endlich ausgeliefert wurde, haben die meisten für die neue Boeing B787 nur gute Worte übrig: Leicht, aerodynamisch, treibstoffsparend. Das alles leistet er auch dank des Materials, aus dem der Flieger gebaut ist. Er – ebenso wie das Airbus-Konkurrenzprodukt A350 XWB, das Ende 2013 auf den Markt kommen soll – besteht zur Hälfte aus Verbundwerkstoffen. Das ist wesentlich mehr als in bisherigen Fliegern. Diese werden zwar schon seit Jahrzehnten im Flugzeugbau genutzt, aber die Anwendung in Rumpf und Flügeln ist neu. Das hat bei den Aufsichtsbehörden der USA Sicherheitsbedenken auf den Plan gerufen.

Die Aufgabe der Federal Aviation Administration (FAA) und der European Aviation Safety Agency (EASA) ist es, Neuheiten wie etwa die Anwendung neuer Werkstoffe gegenüber bisherigen Sicherheitsstandards zu evaluieren. Und diese beziehen sich oft noch auf Flieger, die mit metallischen Werkstoffen gebaut werden. Das haben sie beim Dreamliner auch schon längst getan. Nur: ob das ausreicht, scheint noch nicht so klar. Das Government Accountability Office, eine Kommission des Parlamentes, hat den Zertifizierungsprozess der Luftfahrtämter untersucht und kommt in einem Bericht zu dem Schluss: «Noch ist es zu früh, um zu beurteilen, ob die FAA und die Industrie genug unternommen haben, um die Sicherheitsbedenken aus der Welt zu räumen.» Diese Sorgen bezogen sich größtenteils auf das geringere Gewicht des Materials. Dieses macht die Flieger zwar treibstoffeffizienter, aber gleichzeitig kommen Sorgen auf, dass sie eventuell nicht so stabil sind wie die aus metallischen Werkstoffen.

Boeing musste sich beweisen

Boeing musste für die Untersuchung Beweise anbringen, dass die Sicherheit des neuen Fliegers gewährleistet ist. Andere Hauptpunkte, um die es dabei geht, sind neben der Stabilität die Resistenz gegen Blitzeinschläge und gegen Feuer. Das musste der Hersteller sowohl gegenüber der europäischen als auch gegenüber der US-Behörde beweisen. Doch das Government Accountability Office hat weiterhin Zweifel. Ein Problem sind die fehlenden Erfahrungen mit Fliegern, die zu einem großen Teil aus Verbundwerkstoffen bestehen. Auch was Wartung, Reparatur und die Ausbildung beim Umgang mit den Materialien angeht, gebe es noch offene Fragen.

Boeing reagierte mit einer Antwort auf die Kritik: Selbst in extremen Belastungszuständen, die bei einem Flieger eventuell niemals vorkämen, hätte sich der Flieger als sicher und widerstandsfähig erwiesen. Was Training, Wartung und Reparatur betrifft, seien sowohl die Industrie als auch die Behörden dabei, die Bedingungen konstant zu verbessern. Dies sei ein großartiges Beispiel dafür, wie alle Mitspieler gut zusammen arbeiten.