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Abhängigkeit

Welche Flughäfen der Brexit am härtesten trifft

Der Austritt des Vereinigten Königreiches aus der EU bereitet Europas Regionalflughäfen Kopfzerbrechen. Sie befürchten Passagierrückgänge - auch in Deutschland.

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Am 19. Juni sollen die Austrittsverhandlungen zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU offiziell beginnen. Spekulationen über eine Verschiebung des Brexit-Starttermins erteilte die britische Premierministerin Theresa May eine Absage. Der zügige Beginn wird Europas Regionalflughäfen freuen. Denn nicht zu wissen, unter welchen Bedingungen sich die Insel aus der Europäischen Union verabschiedet und was das für die Luftfahrt bedeutet, bereitet ihnen Sorgen.

Die Flughäfen beklagen mangelnde Planungssicherheit: «Schon bald wird die Ungewissheit einen Schatten über die Entwicklung der Flugrouten in Europa werfen, da die Fluggesellschaften und Airports bald beginnen werden, die Streckennetze für 2019 zu planen», warnt der Dachverband der Flughafenbetreiber ACI Europe. Innerhalb des gemeinsamen europäischen Luftraums (European Common Aviation Area oder ECAA) kann jede in der EU registrierte Fluggesellschaft von einem Airport zum anderen fliegen, ohne dass bilaterale Vereinbarungen nötig sind, etwa über Routen, Anzahl der Flüge und Ähnliches. «Wenn das Vereinigte Königreich aus der EU raus ist, wird es nicht mehr im gemeinsamen europäischen Luftraum sein – es sei denn, dies wird in den Verhandlungen gelöst», so ein Vertreter gegenüber aeroTELEGRAPH.

Regionalflughäfen mit hohem britischen Anteil

Und wie könnte diese Lösung aussehen? Großbritannien könnte dem ECAA auch als Nicht-EU-Mitglied angehören. Dies wäre jedoch an gewisse Kooperationen mit der EU geknüpft, die den Briten womöglich nicht gefallen könnten. Die Alternative wäre, den Schweizer Weg zu gehen und ein bilaterales Abkommen mit der EU auszuhandeln. Doch solange all dies noch nicht feststeht, verbreitet das Szenario eines möglichen Ausschlusses aus dem gemeinsamen europäischen Luftraum Schrecken. Der Weltluftfahrtverband Iata erwartet einen Rückgang bei Passagieren und Fracht, Easyjet überlegt schon öffentlich, eine Betriebslizenz in einem anderen EU-Land zu beantragen.

Nun kündigte auch der ACI Europe an, seine Sorgen gegenüber den relevanten Brexit-Verhandlungsteams noch einmal zu unterstreichen. Er fürchtet, dass ohne eine schnelle Lösung «die regionalen Flughäfen und ihre Gemeinden wahrscheinlich am meisten leiden». Der Dachverband verweist auf eine hohe Abhängigkeit der EU-Airports mit weniger als 1 Millionen Passagiere pro Jahr vom Flugverkehr mit dem Vereinigten Königreich: 16,6 Prozent aller Reisender, die diese Flughäfen 2015 nutzten, reisten auf die Insel oder von dort aus an. Das ist ein deutlich höherer Anteil als bei größeren Flughäfen.

Diese Flughäfen sind besonders betroffen

Der ACI Europe zeigt auch, welcher Flughafen pro Land besonders abhängig ist vom britischen Flugverkehr. Mit 100 Prozent am abhängigsten ist demnach Waterford in Irland. Allerdings ist an dieser Stelle anzumerken, dass es an dem Flughafen seit Juni 2016 keinen Linienflugverkehr mehr gibt, was die älteren ACI-Zahlen aber noch nicht abbilden. Da Irland das Land mit der höchsten Abhängigkeit vom britischen Luftverkehr ist (39,2 Prozent des Passagieraufkommens im Jahr 2015), kann aber davon ausgegangen werden, dass auch andere irische Airports hohe Werte erreichen.

Ebenfalls stark abhängig vom Vereinigten Königreich sind dem ACI zufolge die Flughäfen Limoges in Frankreich mit 88 Prozent und Murcia in Spanien mit 81 Prozent. Den niedrigsten Wert erreicht Tallinn in Estland mit 7 Prozent. In Deutschland ist der Flughafen Berlin Schönefeld mit 18 Prozent derjenige, den der Brexit am stärksten treffen könnte, in Österreich Innsbruck mit 31 Prozent.

In der oben stehenden Bildergalerie sehen Sie in Grafiken im Detail, wie Großbritannien und EU in Sachen Flugpassagiere voneinander abhängig sind.