Letzte Aktualisierung: um 16:50 Uhr

Swiss-Jumbolino in heikler Lage

Ein Avro 100 der Schweizer Fluglinie kam beim Landeanflug auf Zürich in Schwierigkeiten. Nun kritisiert die Untersuchungsbehörde die Crew.

Der Avro 146-RJ100 von Swiss rollte am 19. Juli 2011 um 12:54 Uhr in Nürnberg ganz normal zum Start. Ziel von Flug LX 1191 war Zürich. Die Piloten gaben Schub, bald aber erschien im Cockpit die Anzeige «master caution». Sie brachen den Start ab und kehrten mit der Maschine umgehend an den Standplatz zurück. Die Techniker fanden daraufhin ein Leck im Hydrauliksystem. Das Flugzeug wurde nach der Kontrolle für den nächsten Morgen wieder zum Betrieb freigegeben. Doch die Probleme begannen erst noch. In der Nacht zuvor hatte es in Nürnberg geregnet. Als Folge der Niederschläge war der Eingangsbereich der Kabine des Avro 146-RJ100 mit der Immatrikulation HB-IXP nass geworden. Unter Swiss-Piloten ist bekannt, dass in solchen Fällen öfters Fehler beim Flight-Guidance-System (Navigationssystem) auftreten, wie die Schweizerische Unfalluntersuchungsstelle Sust in einem nun veröffentlichten Bericht festhält.

Am 20. Juli startete derselbe Jumbolino dann in Nürnberg um leer nach Zürich zu fliegen. Das Abheben verlief problemlos. Doch kurz darauf, auf einer Höhe von 121 Metern, fielen der Autothrottle (automatische Steuerung der Triebwerke) und der Flight Director (hilft dem Piloten oder Autopiloten, den gewünschten Flugweg einzunehmen) aus. Der Kopilot steuerte nun manuell weiter, der Pilot kümmerte sich um das Problem, wie der Bericht der Behörde festhält. Dabei schaltete der Kommandant auf den zweiten vorhandenen Flight-Guidance-Computer (FGC) um. Das Problem war damit behoben, die Anzeigen im Cockpit waren wieder korrekt. Nach Aussagen der Besatzung erschien dies nicht ungewöhnlich, da solche Störungen bei Regen beim Avro 146-RJ100 ja bekannt waren.

Orientierungsverlust beim Landeanflug

Die weitere Flug bis zur Warteschlaufe vor Anflug auf den Flughafen Zürich verlief ereignislos. Dann wechselte der Kapitän aber wieder auf den anderen Flight-Guidance-Computer. Er wollte das System, das in Nürnberg ausgefallen war, testen. Da dieser wie erwartet wieder funktionierte, begann die Crew in dieser Einstellung den Landeanflug auf Piste 14 in Zürich. Kurz nach dem Ausfahren der Landeklappen fielen die gleichen Systeme wie in Nürnberg erneut aus. Der Pilot schloss daraus, dass sich das Problem vom Start wiederholte und schaltete daraufhin erneut auf den anderen Flight-Guidance-Computer zurück. Gleichzeitig gab er dem Kopiloten Anweisung, das Flugzeug manuell zu steuern. Zu diesem Zeitpunkt lag eine geschlossene Wolkendecke über Zürich, die Piloten mussten daher nach den Instrumenten fliegen. Sie hatten keine Orientierungshilfe von außen.

Da nun auch noch das Warnsignal für eine gefährliche Querlage erklang und die Instrumente widersprüchliche Angaben machten, verlor der Kopilot die Orientierung. Die Besatzung konzentrierte sich nun voll auf die vermeintlich gefährliche Fluglage. Der Fluglotse im Kontrollturm bemerkte nun, dass der Avro vom Kurs abkam. Nach einer Aufforderung des Lotsen zur Korrektur erwiderte der Pilot, dass ein Navigationsproblem vorliege. Der Landeanflug wurde abgebrochen und das Flugzeug stieg wieder auf.

Untersuchung kritisiert Crew und bemängelt Avro-Cockpit

Weil der Kopilot den eigenen Anzeigen nicht mehr traute, übernahm der Kapitän im Steigflug das Ruder und flog mit Hilfe der Notinstrumente. Dabei stieg und sank die Maschine außergewöhnlich stark. Der Lotse verfolgte die Flugbahn des Avros und gab Korrekturanweisungen durch. Gleichzeit schloss er den Flughafen Zürich für die anderen landenden und startenden Maschinen, um sich voll auf die in Not geratene Swiss-Maschine zu konzentrieren. In dieser Zeit arbeitete der Kopilot die Checkliste für solche Notfälle durch. Diesen Instruktionen folgend, konnte die Besatzung das Problem beheben. Die Anzeige des Kopiloten (welche korrekt waren) konnten auf den Bildschirm des fliegenden Kapitäns übertragen werden. Diese landete das Flugzeug damit wenige Minuten später ohne Schwierigkeiten

Der Abschlussbericht dieses schweren Zwischenfalls kritisiert die Cockpit-Besatzung. Diese habe voreilige und falsche Schlüsse gezogen als das Problem auftrat und sei danach nicht in der Lage gewesen, das Flugzeug stets unter Kontrolle zu behalten. Neben einer Sicherheitsempfehlung zur Ausbildung und zum Simulatorcheck veröffentlichte die Schweizerische Untersuchungsbehörde auch Empfehlungen, welche den Flugzeugtyp betreffen. So sollen die Notinstrumente im Avro überprüft und ausgewechselt werden. Die Bauart und Anordnung im Cockpit erschwere den Piloten das fliegen nach diesen Notinstrumenten. Die Swiss passte bereits in diesem Jahr die Simulator-Übungen entsprechend an. Die Avro sollen ab übernächstem Jahr schrittweise ausgemustert werden.