Letzte Aktualisierung: um 7:32 Uhr

Streit um Slots in Schiphol

KLM entgeht Russland-Bann

Russland drohte mit einem Ausschluss von KLM aus dem Luftraum. Grund war ein Streit um Slots in Amsterdam. Der ist beigelegt. Das Grundproblem bleibt.

Die Drohung kam aus dem Osten: Russland habe angedroht, seinen Luftraum für niederländische Fluggesellschaften zu sperren, so die Zeitung De Telegraaf Ende Oktober. Der Grund: Die russische Frachtfluggesellschaft Air Bridge Cargo hatte am Flughafen Amsterdam Schiphol nur 13 statt der erhofften 23 Slots erhalten.

Die Folgen einer solchen Luftraumsperre wären für KLM und deren Asien-Verbindungen fatal gewesen. Laut De Telegraaf gehen rund 15 Prozent der Interkontinental-Routen der Fluggesellschaft über russisches Gebiet. Hätten die Flieger einen anderen Kurs einschlagen müssen, hätte KLM mehr Treibstoff und Personal benötigt. Die Zeitung schätzt, dass die Flugkosten pro Passagiere um mehrere hundert Euro gestiegen wären.

Fracht-Problem in Schiphol

Doch es kam anders: Auf Bitten der niederländischen Infrastruktur-Ministerin Cora van Nieuwenhuizen verhandelten KLM und Air Bridge Cargo und erreichten am vergangenen Freitag (3. November) eine Einigung. Nach Angaben der Fluglinien soll die Frachtairline bald wieder im gewünschten Umfang fliegen können, zumindest vorerst. Details müssten noch ausgehandelt werden, hieß es.

Wie es scheint, gibt KLM einige der eigenen Start- und Landezeiten vorübergehend an Air Bridge Cargo ab. Das russische Transportministerium zog seine Drohung daraufhin zurück. Doch auch wenn der Konflikt nun vorerst beigelegt ist, bleibt das zugrundeliegende Problem bestehen.

Gefährlicher Präzedenzfall?

Amsterdam Schiphol nähert sich seinem Limit von maximal 500.000 erlaubten Flügen pro Jahr (bis 2020). «Slots werden rar», schreibt der Flughafen, «so sehr, dass fast keine mehr übrig sind». Für bestehende Start- und Landezeiten gilt: Nutzt eine Fluggesellschaft ihre Slots zu mindestens 80 Prozent, darf sie sie behalten, sonst gehen sie zurück an die niederländischen Slot-Koordinatoren, die sie neu vergeben.

Für Frachtflieger führt das zu einem Problem: «Weil sie flexibler sein und daher einen weniger regelmäßigen Flugplan haben müssen, waren Cargo-Airlines nicht in der Lage, ihre historischen Slots zu halten», so der Flughafen. Bisher sei das nie ein Problem gewesen, da es stets genug freie Slots gegeben habe. Doch in der aktuellen Lage führe dies nun zu Schwierigkeiten.

Gefährlicher Präzendenzfall

So verwies ein Gewerkschaftsvertreter darauf, dass auch andere Frachtflieger Slots verloren hätten. Er forderte von KLM eine generelle Lösung, nicht nur eine mit Air Bridge Cargo, damit im Frachtsektor keine Jobs in Gefahr gerieten.

Die oberste Slot-Koordinatorin Caroline Ditvoorst hat derweil noch eine weitere Sorge. Sie fürchtet einen gefährlichen Präzedenzfall, wie sie der Zeitung NRC Handelsblad schon einen Tag vor Bekanntwerden der Einigung sagte. «Wenn Russland damit davon kommt, wird es öfter passieren», so Ditvoorst. Es bestehe das Risiko, dass künftig auch andere Parteien so etwas an anderen europäischen Flughäfen versuchen würden. Die Koordinatorin kritisierte, dass Russland «Slots und Verkehrsrechte verbindet».