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Boeing 787

Ist der Dreamliner ein Verlustgeschäft?

Der Dreamliner war lange der modernste Jet der Lüfte – und bleibt der erste seiner Art. Doch ob er Boeing den gewünschten Gewinn einbringt, ist fraglich.

Eines wird man dem Dreamliner nie nehmen können: Er war der erste Jet einer ganz neuen Generation. Der Generation, in der Effizienz über allem steht. Und auch wenn die Boeing 787 erst mit mehreren Jahren Verspätung auf den Markt kam, war der amerikanische Flugzeugbauer mit ihr noch schneller als Airbus mit dem A350, der erst im vergangenen Jahr das erste Mal im Passagierbetrieb abhob. Doch ob sich das für Boeing letztendlich rechnet, ist fraglich.

Mehr als 300 Dreamliner fliegen derzeit in der Welt herum. Doch so schön das auch sein mag, Ron Epstein von der Bank of America zweifelt den Erfolg des Flugzeugs an. Die Gewinnziele, die Boeing sich bei der 787 gesetzt habe, seien «unerreichbar», urteilte der Analyst nun und sorgte damit für einen Taucher bei der Aktie des Flugzeugbauers.

16 statt 30 Millionen Gewinn pro Dreamliner

Laut Boeings Prognosen soll der Dreamliner bis zum Jahr 2022, also zehn Jahre nach Markteinführung, 29 Milliarden Dollar an Gewinnen einfliegen. Epstein hingegen geht von gerade einmal 14 Milliarden aus, wie er in einer Analyse schreibt. Damit bestätigt er, was im Februar bereits bekannt geworden war. Damals begann die US-Finanzaufsichtsbehörde Securities and Exchange Commission SEC, die langfristigen Prognosen des Flugzeugbauers für die Modelle 787 und 747-8 zu überprüfen.

Analyst Epstein rechnet vor, was das Problem ist: Um die bisher im Dreamliner-Programm angehäuften Kosten von rund 30 Milliarden Dollar wieder hereinzuholen, müsse man mit jeder der bestellten und noch nicht ausgelieferten 907 Boeing 787 rund 30 Millionen Dollar Gewinn machen. «Unserer Meinung nach sind aber durchschnittlich 16 Millionen viel wahrscheinlicher», schreibt Epstein.

Boeing setzt auf die größeren Dreamliner-Varianten

Boeing will das nicht wirklich auf sich sitzen lassen. Man glaube weiter an die Profitabilität des Dreamliner-Programms, so ein Sprecher zur Zeitung Seattle Times. Aber ein bisschen lenkt der Flugzeugbauer auch ein. Man sei optimistisch, weil man auch auf die neuen, wertvolleren Varianten der Boeing 787 setze, die nun immer mehr ausgeliefert würden. Damit meint er die Boeing 787-9 und die Boeing 787-10. Mehr als 600 der 907 Bestellungen beziehen sich auf die größeren Modelle.

Damit erlebt Boeing ähnliches wie Airbus mit dem A350. Auch der europäische Flugzeugbauer musste feststellen, dass das kleinste A350-Modell, der A350-800, sich nicht so gut verkaufte wie erhofft. Inzwischen haben fast alle Besteller auf die größere Version, den A350-900, gewechselt.

757-Nachfolger weiterhin im Rennen

Der Markt liegt offenbar woanders – eben unter der Kapazität der kleinsten Langstreckenjets mit zwei Gängen, der Twin-Aisle-Jets. Denn: Sowohl Airbus als auch Boeing arbeiten daran, Nachfolger für die Boeing 757, den Langstreckenklassiker mit nur einem Gang, zu bauen. Airbus bietet mit dem A321 Neo LR (Long Range) bisher das Angebot, das am nächsten an der B757 liegt. Doch auch Boeing prüft, einen entsprechenden Jet zu entwickeln. Interessant wäre er vor allem für Transkontinental-Routen in den USA oder auch in Asien.