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Luftschiff-Kapitän Lars Pentzek

«Im Zeppelin sehen Piloten noch was»

Lars Pentzek ist einer der wenigen Zeppelin-Piloten der Welt. Im Interview erklärt er, was im Luftschiff cooler ist als in einem Jet und was er beachten muss.

strong>Wie kommt man auf die Idee, den Beruf des Zeppelin-Piloten zu erlernen?
Lars Pentzek*: Es ist die Faszination, die so ein Zeppelin auslöst. Egal wo wir auf der Welt hinkommen, sind die Leute beeindruckt und interessiert. Das ist toll. So war es ja auch bei mir. Ich wuchs südlich von Berlin in einem kleinen Ort mit Flugplatz auf. Als ich zwölf Jahre alt war, kam da ein Werbe-Zeppelin für Virgin Megastore hin. Ich radelte umgehend zum Flugplatz und staunte. Das ließ mich nie mehr los. Ich begann dann mit Segelfliegen.

Und warum fliegen Sie heute Zeppelin und nicht einen Airbus oder eine Boeing?
Der Zeppelin hat einen riesigen Vorteil. Wir fliegen größtenteils auf 300 Meter über Boden. Da sehen Sie noch etwas – vor allem weil wir ja auch viel langsamer unterwegs sind. Auf 12’000 Meter über dem Atlantik gibt es nicht viel zu entdecken. Wir fliegen zudem auf Sicht. Einen Autopiloten kennen wir nicht. Es ist ein richtiges Handwerk. Das mag ich.

Wie viele Zeppelin-Piloten gibt es denn heute weltweit?
Es sind ungefähr zehn. Früher waren es einmal mehr, aber es waren auch schon weniger. Gerade steigt die Zahl an. Wir von der ZLT Zeppelin Luftschifftechnik Friedrichshafen haben kürzlich drei Luftschiffe in die USA verkauft. Damit nimmt auch der Bedarf an Piloten wieder zu.

Für was werden denn Zeppeline vor allem eingesetzt?
In den USA ist der Werbemarkt das wichtigste Einsatzgebiet. Die Sportveranstaltungen sind dort riesig. Manch ein Unternehmen wägt ab, ob es sich eher lohnt 15 Werbesekunden zu kaufen, oder einen Zeppelin als Träger einzusetzen. Goodyear setzt beispielsweise seit jeher auf das Luftschiff als Werbeikone. Das gibt es auch in Europa. Die Schweizer Fluggesellschaft Edelweiss feiert derzeit ihr 20-Jahre-Jubiläum mit Zeppelin-Flügen und fliegt durchs Land. Touristische Flüge sind aber der klar wichtigste Einnahmenstrom für uns.

Könnten Luftschiffe auch noch anderweitig eingesetzt werden?
Klar. Auch wir haben Nischen, die wir abdecken. So wurden wir beispielsweise während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland für die Verkehrsflussüberwachung eingesetzt. Wir beobachteten Autobahnen und meldeten, wenn irgendwo ein Stau entstand. So konnte man in den Zentralen schnell reagieren und den Verkehr umlenken. Wenn es eine Rammelei gab, flogen wir zudem schnell dahin und die Polizei konnte von oben mit einer Kamera das Geschehen fotografieren. Daneben gibt es wissenschaftliche Einsätze. In Botswana vermassen wir vor zwei Jahren nachts aus 80 Metern Höhe die Gravitationsfeldstärke in der Kalahari-Wüste. So konnten neue Diamant-Vorkommen entdeckt werden.

Was sind die heikelsten Momente bei einem Flug mit dem Luftschiff?
Wie bei großen Flugzeugen sind es Start und Landung. Der Zeppelin liegt ja quasi in der Luft und wenn Wind dreht, schwingt er ihn hin und her. Da ist die Zusammenarbeit mit der Bodenmannschaft ganz wichtig. Ich kann mit dem Zeppelin nicht irgendwo landen, ich muss immer zu meinem Mastfahrzeug zurück, an dem der Zeppelin festgemacht wird. Die Kommunikation mit der rund 18 Leute umfassenden Bodencrew ist daher zentral. Wir müssen dabei ganz viele Szenarien beachten. Wenn wir erst einmal oben sind, ist der Flug ruhig, auch dank modernster Technik.

Welches Wetter ist denn das schwierigste für Sie?
Das Schlimmste ist, wenn wir vom Wetter überrascht werden. Wir müssen uns darum vor dem Flug viel detaillierter mit dem Wetter auseinandersetzen als Verkehrspiloten. Gewitter sind eine ganz große Gefahr. Da darf man nicht zu nahe ranfliegen. Auch plötzlich drehende Winde sind für uns heikel. Ein Zeppelin fliegt nicht so schnell und hat eine extrem große Angriffsfläche. Das macht uns anfällig. Regen macht uns dagegen nicht viel, auch wenn das Luftschiff schwerer wird. Wir können da Wasserballast ablassen.

Sie haben die Technik angesprochen. Wie zuverlässig ist die?
Sehr zuverlässig. Wir verwenden die gleiche Technik wie moderne Turborop-Maschinen. Wir haben eine Ausfallquote gerechnet auf die Flugleistung von zwei Prozent.

Was war ihr schönster Flug?
Das war ganz klar in Chicago. Ich war ganz alleine im Schiff und flog fünf Stunden Werbung über Downtown. Das war atemberaubend.