Letzte Aktualisierung: um 20:09 Uhr

Was geschah auf Robinson Crusoe?

Tödlicher Flugzeugabsturz in Chile: Die Pilotin der Casa 212 der Luftwaffe war sehr jung und unerfahren.

Das Wetter war garstig. Der meteorologische Dienst hatte die junge Pilotin gewarnt – auf der Insel Robinson Crusoe herrschten am Freitag (2. September) starke Seitenwinde. «Verstanden» funkte Carolina Fernández gemäß der Zeitung La Tercera zurück. Der erste Landeversuch missglückte. Einfach ist es auch bei guten Bedingungen nicht, auf der 1018 Meter langen Piste des Eilandes 700 Kilometer vor der chilenischen Küste abzusetzen. Und so wagte es die Pilotin ein zweites Mal. Gestartet war sie in der Hauptstadt Santiago de Chile. An Bord war ein Fernsehteam und Militärexperten. Um 16.27 Uhr meldete Fernández gemäß der Zeitung an das Kontrollzentrum in Santiago de Chile: «Ich beginne mit dem Sinkflug auf die Insel und verlasse den kontrollierten Luftraum». Doch auch dieser Versuch misslang. Danach hörte man nie mehr etwas von der Maschine der chilenischen Luftwaffe.

Inzwischen weiß man: Das Transportflugzeug vom Typ Casa 212 stürzte irgendwann nach dem letzten Funkkontakt ins Meer, die 21 Insassen starben. Der Aufprall sei wohl sehr heftig gewesen, erklärte Verteidigungsminister Andrés Allamand am Sonntag. Auch die ersten Leichenfunde deuten auf massive Kräfte hin, die beim Absturz gewirkt haben müssen. Von einigen Insassen wurden beispielsweise abgetrennte Extremitäten gefunden. Von anderen fehlt noch jede Spur. Auf jeden Fall vermuten die Behörden, dass die Passagiere auf der Stelle tot waren.

Besonders starke Winde

Gesichert ist derzeit noch gar nichts. Die Behörden sind noch immer mit den Sucharbeiten nach 17 Leichen und Wrackteilen beschäftigt. Doch die Luftwaffe muss sich trotzdem bereits einigen Fragen stellen. Die Drängendste: Warum flog eine 26-Jährige Pilotin eine so schwierige Piste in so schwierigen Verhältnissen an? 800 Flugstunden insgesamt konnte Fernández vorweisen, 400 davon auf der Casa 212. An die schwierigen Bedingungen war sie aber nicht gewöhnt, wie die Zeitung La Segunda schreibt. Normalerweise flog Fernández im Norden Chiles, wo ein ziemlich anderes Klima herrscht. Zudem gilt der September gemäß La Tercera als sehr schwieriger Monat auf Robinson Crusoe. Pilot Fernando Avaria, der seit sechs Jahren regelmäßig auf die Insel fliegt, erklärte dem Blatt, derzeit seien die Winde drei Mal so stark wie sonst. «Das Flugzeug springt, hüpft, steigt, sinkt, es ist kaum möglich es zu stabilisieren – das macht es für den Piloten schwierig» so der erfahrene Kapitän.

An fehlendem Kerosin kann es dagegen nicht gelegen haben. Die Maschine habe genug Sprit gehabt, um rund zehn Landeanflüge zu wagen, erklärte Armeesekretär Maximiliano Larraechea nach der Tragödie. Dennoch könnte die Angst vor dem Ausfall des Treibstoffes genau zum Unglück geführt haben. «Nach meiner Meinung war der Auslöser des Unfalles der Druck, der auf den Piloten des Flugzeuges lastete» sagte Kapitän Pedro Forteza, der für die Airline ATA schon 500 Mal die Insel angeflogen hat, so die spanische Zeitung El Mundo. Bei den starken Winden sei es schwierig, das Flugzeug in der Mitte der Piste zu halten. Bei einem zweiten Anflug nehme die Nervosität zu. «In einer solchen Situation ist der psychologische Druck brutal», so Forteza. Restlos geklärt wird der Flugunfall wohl aber nie: Die Militärmaschine war nicht mit einer Blackbox ausgerüstet.


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