Letzte Aktualisierung: um 14:31 Uhr

MH370: Warum es Flugschreiber gibt

Die Einsatzkräfte suchen vor der Küste Australiens weiter nach dem Flugschreiber von Flug MH370. Ihren Ursprung haben die Geräte ebenfalls in Australien.

Elf Militärflieger, ein ziviles Flugzeug und 14 Schiffe fliegen am Sonntag (13. April) 2200 Kilometer nordwestlich von Perth über den südlichen Indischen Ozean. Sie suchen ein Gebiet, das etwas größer als die Schweiz ist, nach Trümmern von Flug MH370 ab. Am Samstag hatten die Suchtrupps erneut keine Wrackteile gefunden. Auch weitere akustische Signale wurden nicht empfangen. Dabei hatte Einsatzleiter Angus Houston Mitte der Woche nach der Entdeckung diverser Signale, die sehr gut von einem Flugschreiber stammen könnten, erstmals zuversichtlich geklungen. «Ich glaube, wir suchen am richtigen Ort», sagte er.

Die Zeit rennt den Suchtrupps davon. Denn der so genannte Underwater Locator Beacon in der Black Box, welcher ein Signal aussendet, sobald er in Kontakt mit Wasser kommt, könnte bald verstummen. Gemacht ist sie für minimal dreißig Tage. Seit dem Verschwinden der Boeing 777 von Malaysia Airlines sind inzwischen aber schon 36 Tage vergangen. Ohne Trümmer und ohne klare Signale können die Einsatzkräfte das spezialisierte U-Boot nicht einsetzen, um den Meeresboden nach dem Flugschreiber abzusuchen. Dafür ist das Suchgebiet auch jetzt noch viel zu groß. Und ohne Flugschreiber wird man nie wissen, was genau zum Absturz von Flug MH370 führte.

Das letzte Geschenk an den kleinen Jungen

Ihren Ursprung haben die Flugschreiber zufälligerweise ebenfalls in Australien. Als Kind bekam Dave Warren (1925 – 2010) von seinem Vater einen Detektorempfänger geschenkt. Damit konnte er abends in der Internatsschule Musik und Informationen hören. Sein Interesse an der Radiotechnik war geweckt. Es sollte das letzte Geschenk sein. Warrens Vater verstarb kurze Zeit später bei einem Flugzeugabsturz. Und der Sohn begann, sich für die Aufklärung von Flugzeugunglücken zu interessieren. Als er 1953 an der Untersuchung der Crashs der Havilland Comet beteiligt war, kam er auf die Idee wie praktisch es wäre, wenn man wüsste, was in den letzten Minuten an Bord passiert ist.

Warren erinnerte sich an ein Mini-Aufnahmegerät, das er kürzlich auf einer Messe gesehen hatte. Er begann als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Aeronautical Research Laboratories in Melbourne einen ersten Flugschreiber zu entwickeln. Unterstützung erhielt er dabei wenig. Die meisten seiner Kollegen glaubten nicht an das Konzept. Doch Warren machte weiter und baute einen Prototypen. 1958 gelang ihm bei einem Besuch eines britischen Luftwaffengenerals der Durchbruch. Das Gerät wurde endlich als sehr interessant eingestuft. Ab 1963 wurden sie in Australien obligatorisch.

Flugdaten live übertragen

Heute ist Warrens Erfindung aus der Luftfahrt nicht mehr wegzudenken. Doch die Technik kommt an ihre Grenzen. Kritiker monieren, sie habe sich seit den Sechzigerjahren kaum verändert. Noch immer muss man sich auf Sender verlassen, um die Blackbox zu finden. Und das reiche einfach nicht mehr, wie gerade der Fall MH370 zeigt. In Zeiten, wo übers Netz ganze Spielfilme geladen werden, könne man auch Flugdaten live übertragen. So würden millionenteure Suchaktionen wie nun überflüssig. Denn man wüsste sehr genau, wo ein Flugzeug abgestürzt ist.