Letzte Aktualisierung: um 20:09 Uhr

MH370: Der Geisterflug von Helios

Experten vermuten nun, dass Flug MH370 als Geisterflug endete. Was dabei abläuft, zeigt das Beispiel einer B737 von Helios Airways, die 2005 verunglückte.

Noch nie dauerte die Suche nach einem vermissten Verkehrsflugzeug so lange wie bei Flug MH370. Auch nach 15 Tagen gibt es noch keine bestätigte Spur von Trümmern der Boeing 777-200 von Malaysia Airlines. Die Schiffe und Flugzeuge, die den Indischen Ozean 2500 Kilometer südwestlich von Australien absuchen, fanden auch am Samstag (22. März) nichts.

Derweil glauben immer mehr Experten, dass ein technisches Problem Ursache für das Unglück ist. Denn die Theorie einer Entführung durch die Piloten fällt langsam aber sicher in sich zusammen. Das liegt nicht nur an der für Terroristen unattraktiven, völlig abgelegenen Südroute, welche die B777 offenbar einschlug. Bei der Durchsuchung der Häuser der beiden Männer fand die Polizei auch nichts Verdächtiges, wie nun bekannt wurde. Im Vordergrund steht daher nun ein technisches Ereignis, das zu einem Ausfall der Kommunikation und einem Druckabfall geführt hat.

Piloten verlieren ihre Urteilsfähigkeit

Die Folgen eines Druckabfalls in einem Flugzeug sind gravierend. Befindet sich ein Verkehrsflugzeug auf 12’000 Metern Höhe, bleiben den Piloten gerade mal 30 Sekunden um zu reagieren. Setzen sie ihre Sauerstoffmasken nicht schnell genug auf, verlieren sie ihre Urteilsfähigkeit. Der Sauerstoffmangel im Hirn führt dazu, dass sich Menschen überschätzen, ihre Sicht massiv eingeschränkt wird und sie selbst einfache Tätigkeiten nicht mehr ausführen können (siehe Video unten).

Genau das spielte sich am 4. Dezember 2005 auf Flug ZU522 ab. Die Boeing 737-300 der zyprischen Helios Airways startete um 9:07 Uhr Ortszeit in Larnaca. Sie sollte zuerst nach Athen und dann nach Prag fliegen. An Bord befanden sich 115 Passagiere und 6 Besatzungsmitglieder. Die Probleme begannen gleich nach dem Start. Der erfahrene Flugkapitän aus Deutschland meldete der Betriebszentrale von Helios auf 16’000 Fuß (4880 Meter) eine Start-Konfigurations-Warnung. Acht Minuten sprachen das Cockpit und die Zentrale über das Problem. Doch auf 28’900 Fuß oder 8800 Metern reagierten die beiden Piloten plötzlich nicht mehr auf Anfragen.

Militärpiloten sehen reglose Insassen

Um 7:21 Uhr erreichte das Flugzeug den Luftraum von Athen. Es begann Schleifen zu drehen. Als sich der Jet auf die sechste Runde begab, ließ die griechische Luftwaffe zwei F-16 aufsteigen. Die Piloten der beiden Kampfjets sahen um 8:24 Uhr einen leeren Cockpitsitz, im anderen saß ein Mann reglos vornüber über die Instrumente gebeugt. In der Kabine hingen Sauerstoffmasken von der Decke. Drei Passagiere trugen ihre Masken, waren aber dennoch offensichtlich bewusstlos.

Um 8:49 Uhr begab sich gemäß dem Schlussbericht der griechischen Flugunfalluntersuchungs-Behörde AAIASB ein Mann ins Cockpit. Es war Flugbegleiter von Helios Airways. Er trug keine Maske. Eine Minute später schaltete sich das linke Triebwerk aus. Der Steward setzte daraufhin zwei Mal die Notfallmeldung «Mayday» ab. Um 8:54 Uhr gab auch das zweite Triebwerk seinen Geist auf – das Kerosin war ausgegangen. Die Boeing 737 begann danach rasch zu sinken.

Ungebremst in einen Hügel

Um 9:03 Uhr knallte das Flugzeug schließlich ungebremst in einen Hügel beim Dorf Grammatiko. Keiner der Insassen überlebte. Wie sich später herausstellte, hatte die Crew des vorangegangenen Fluges ein Problem gemeldet. Ein Techniker prüfte danach am Boden das Drucksystem und schaltete es dazu auf manuell um. Doch er vergaß nach der Prüfung den Schalter zurück auf Auto zu stellen. Und die Piloten überprüften das vor dem Start nicht.