Letzte Aktualisierung: um 14:41 Uhr

Aurora Flight Sciences

Boeing wettet auf pilotenlose Cockpits

Schon bald in einem Boeing-Jet fliegen, in dem kein einziger Pilot sitzt? Ein Firmenkauf der Amerikaner macht das wahrscheinlicher.

Es waren keine leeren Worte, die sich Mike Sinnett in diesem Sommer entlocken ließ: Schon im kommenden Jahr, so Boeings Entwicklungschef , solle eine künstliche Intelligenz ein Boeing-Flugzeug steuern. Nun ist der Flugzeugbauer einen weiteren großen Schritt in Richtung dieses Ziels gegangen. Die Konzern plant, Aurora Flight Sciences zu kaufen – einen Spezialisten für autonome Steuerung von Fahr- und Flugzeugen.

Seit der Gründung im Jahr 1989 hat Aurora mehr als 30 unbemannte Flugzeuge entwickelt, gebaut und getestet. Als unabhängige Tochtergesellschaft soll das Unternehmen helfen, «Boeings Entwicklung von alles verändernden Technologien für autonomes Fliegen schneller voranzutreiben», formuliert der Flugzeugbauer seine Absichten. Sowohl in der militärischen als auch der kommerziellen Sparte erhofft sich Boeing durch die Zusammenarbeit mit Aurora viele neue Innovationen.

Luft-Taxi mit Uber

Schlagzeilen geschrieben hat die künftige Boeing-Tochter in diesem Frühjahr durch eine Kooperation mit dem Fahrdienstleister Uber. Gemeinsam entwickle man einen so genannten VTOL-Flieger – die Abkürzung steht für vertical take-off and landing. Dieses Luft-Taxi soll zudem ohne Piloten auskommen. Dieses Projekt erwähnt Boeing in der Mitteilung über den geplanten Zukauf allerdings nicht.

Ein ähnliches Projekt läuft auch bei Boeings europäischem Konkurrenten Airbus. Unter dem Namen Vahana arbeitet die Innovationsabteilung A³ im Silicon Valley daran, Airbus in den Stadtverkehr zu bringen. Ein Flugzeug mit acht Rotoren und Landekufen im Stil eines Hubschraubers soll eine Person befördern.

Verkehrsflugzeuge?

Was Sinnett im Sommer ankündigte klang aber nach mehr als nur Luft-Taxis. Auf die Frage, wie viel Zeit der Flugzeugbauer – der zurzeit erste Tests mit der Technik vorbereitet – noch brauche, bis große Flugzeuge ohne Menschen im Cockpit auskommen, sagte Sinnett: «Ich kann mir vorstellen, dass es in weniger als fünf Jahren passiert.» Für den kommerziellen Betrieb werde es wohl länger dauern.

Ein Hindernis für die neue Technologie ist derzeit noch, dass die Zertifizierungsbehörden sich selbst noch gar nicht wirklich im Klaren sind, nach welchen Kriterien man Technologie beurteilt, die für die Steuerung von Verkehrsflugzeugen zuständig ist. Laut Sinnett müsste die künstliche Intelligenz auch in der Lage sein, «menschlich» zu denken – als Beispiel dafür nannte der Boeing-Manager den Fall des «Wunders vom Hudson», als US-Airways-Pilot Chesley Sullenberger eine Notwasserung im New Yorker Hudson River gelang.

Passagiere skeptisch

Passagiere können sich mit dem Gedanken eines Cockpits ohne Piloten noch nicht wirklich anfreunden – auch wenn bereits jetzt große Teile des Fluges vom Autopiloten geflogen werden, sehen es viele als Beruhigung an, dass noch zwei Piloten im Cockpit anwesend sind. Laut einer Studie des deutschen IT-Branchenverbandes Bitkom würden derzeit 9 von 10 Flugreisenden nicht in ein Flugzeug ohne Pilot steigen.

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