Letzte Aktualisierung: um 21:34 Uhr

Ungewisse Zukunft für Boeing 747

US-Bundesstaaten bewerben sich um die Produktion der neuen 777X. Falls nicht der Standort Everett gewinnt, könnte das auch für die Boeing 747 Folgen haben.

Im Grunde lese sich die Ausschreibung von Boeing zur Suche eines Standortes zur Herstellung der neuen 777X wie eine Beschreibung des Stammwerkes Everett, finden lokale Medien. Um die Produktionskosten zu reduzieren, denkt der Flugzeugbauer aber ernsthaft darüber nach, den neuen Langstreckenflieger nicht am Standort im Staat Washington zu bauen, sondern anderswo in den USA. Daher rief der Flugzeugproduzent alle interessierten Bundesstaaten dazu auf, sich für die Produktion der 777X zu bewerben.

Drei Kilometer lang soll die Piste sein, ein Hafen soll in der Nähe liegen, auch die Eisenbahn muss den Standort erreichen können. Bau und Anpassungen der Infrastruktur soll der Staat zahlen. Und das sind nur einige Punkte auf der langen Liste von Boeing. In Washington arbeitet angesichts des bestehenden Vorsprungs hart daran, Boeing doch bei sich zu behalten. Wirklich sicher ist das indes nicht. Die Arbeitsbedingungen in dem Staat sind offenbar zu arbeitnehmerfreundlich, heißt es. Anfang 2014 soll die Entscheidung fallen, 2017 schon die Produktion beginnen.

Aus für die 747?

Falls der Flugzeugbauer sich tatsächlich entscheidet, die 777-Produktion zu verlagern, hätte das für Tausende Angestellte drastische Folgen. Aber auch für einen Flieger aus der Boeing-Familie vermuten einige Experten das Aus. Die Boeing 747-8 könnte dann endgültig am Ende sein. Denn auch die Neuversion des Jumbos wird in Everett zusammengesetzt. Falls die 777 sich vom Ort außerhalb Seattles verabschiedet, verbleibt das Großflugzeug als einziges in Washington. Die Produktion des Dreamliners verlagerte Boeing erst im vergangenen Jahr nach South Carolina.

Wie der Radiosender King 5 berichtet, gehen die Analysten des Finanzhauses Leeham and Co. Scott Hamilton davon aus, dass es dann bald vorbei ist mit der Boeing 747. Denn die Verkäufe des Jumbos verlaufen nur schleppend. Auch Anzeichen, dass sie in naher Zukunft anziehen, gibt es nicht. Grund ist die geringere Nachfrage nach vierstrahligen Riesenjets wie der 747 oder dem Airbus A380. Vielen Fluggesellschaften sind sie in Zeiten hoher Kerosinpreise nicht sparsam genug – und zu wenig flexibel. Nicht umsonst nennen einige Liebhaber die zweistrahlige 777 auch «Mini-Jumbo», kann sie doch fast so viele Passagiere fassen wie die 747.

Boeing plant mit 747

Bei Boeing bestreitet man das nahende Ende des Jumbos. «Oh, wir planen absolut, dass man die 747 auch nach 2030 noch am Himmel sieht», so Bruce Dickinson. Auch wenn er genauso heißt und die Leidenschaft für Luftfahrt teilt – es ist nicht der Iron-Maiden-Frontsänger, sondern der Chefingenieur des 747-Programms. Immerhin sei die 747 zumindest als Frachtflieger extrem beliebt und erfolgreich, so Boeing weiter.