Letzte Aktualisierung: um 22:11 Uhr

AF447: Kritik an Air France und Airbus

Einen Monat vor offizieller Publikation tauchte der Schlussbericht zum Absturz des Airbus A330 von Air France auf.

Menschliches Versagen steht im Zentrum: Die Piloten des Unglücksfluges vom 1. Juni 2009 von Rio de Janeiro nach Paris begriffen nicht früh genug, dass sie den Auftrieb verloren hatten. Dies hält der Schlussbericht der französischen Untersuchungsbehörde Bureau d’Enquêtes et d’Analyses BEA fest, welcher nun in Brasilien vor der offiziellen Publikation in den Medien auftauchte. Der Strömungsabriss war durch ein unkorrektes Manöver des jüngeren Kopiloten herbeigeführt worden, welcher zu jener Zeit den Airbus A330 von Air France steuerte. In den letzten Sekunden erfassten die beiden Kopiloten die Lage und versuchten die Maschine noch zu retten, hält der Bericht gemäß dem Nachrichtenportal G1 fest. Doch der A330 flog bereits mit einer derart tiefen Geschwindigkeit, dass das kaum mehr möglich war.

Gemäß internationalem Luftfahrtrecht – festgehalten in der Konvention von Chicago – erhalten andere beteiligte Länder Schlussberichte zu Flugzeugabstürzen 60 Tage vor Publikation. Die Untersuchungsstelle darf dann nichts mehr an ihren Feststellungen ändern, muss aber die Ergänzungen oder Einwände aus anderen Staaten im Bericht festhalten. Das Schreiben über Flug AF447 ging von Frankreich an die USA, an Deutschland und an Brasilien. Dort wurde es nun offenbar den Medien zugespielt.

Kabinendesign mit Makeln

Nicht nur die Crew wird aber im Schlussbericht offenbar kritisiert. So schreibt G1, dass das BEA auch das fehlende Training der beiden Kopiloten für solche Situationen rügt. Es sei dafür verantwortlich, dass die Kopiloten nicht begriffen, dass sie an Höhe verloren. Keiner der beiden habe von Air France eine Schulung erhalten, was in Reiseflughöhe bei einem Strömungsabriss zu tun sei, wenn keine verlässlichen Angaben zur Geschwindigkeit vorliegen. Zudem wird offenbar auch das Kabinendesign durch Airbus kritisiert. So seien die Darstellung der Informationen im Cockpit nicht ideal. Zudem wird ein automatisches Verfahren gerügt. Wenn der Autopilot sich abschaltet, wechselt der Airbus vom Modus «normal law» zu «alternate law». Bei normal law ist der Jet gegen unkontrollierte Eingriffe der Piloten und gegen Strömungsabriss geschützt. Bei alternate law ist die Maschine kaum gegen Fehleingaben und Manipulationen geschützt. Es existieren in diesem Modus zudem gemäß G1 zwei mögliche Einstellungen – eine mit und eine ohne Schutz vor Strömungsabriss. Beim Unglücksflug AF447 war letzteres der Fall – ein fataler Mangel.

Ein Interview zum Crash Rio – Paris finden Sie hier.

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